Die Berichterstattung über die Berlin-Demo

https://www.change.org/p/f%C3%BCr-landwirtschaft-und-umwelt-mecklenburg-vorpommern-retten-sie-den-rotmilan-und-andere-von-der-ausrottung-bedrohte-arten-0dab0be9-2465-4cbe-93f0-84b5430b0d8f

Nach der Devise, dass das, worüber nicht berichtet wird, in unserer medialisierten Welt inexistent ist, wird die Berlin-Demo gegen hemmungslosen Windkraftausbau von den Medien ignoriert. Sucht man bei google unter dem Stichwort „berlin demo windkraft“, findet man nicht viel. Die drei Ausnahmen verdienen daher Erwähnung.

Der Radiosender FHH aus dem stark vom Windkraftausbau betroffenen schwarz-grünen Hessen berichtet: „Gegner der Projekte sehen einen zügellosen Ausbau und haben dagegen vor dem Kanzleramt in Berlin demonstriert.“ Er konstatiert: „Schon seit Jahren gibt es zum Beispiel im Odenwald oder im Taunus Streit.“ Er erwähnt den „sogenannten Teilplan Erneuerbare Energien“, in dem um Ausschluss- und Vorrangflächen für Windkraftanlagen gehe und den die Bürgerinitiativen kritisieren, weil „ein wirklicher Plan für den Windkraft-Ausbau fehle“. Vor Ort war er offenbar nicht, denn er zeigt ein Bild vom Schweriner Sternenmarsch.

SWP.de berichtet über die Teilnahme der hohenzollerischen Bürgerinitiative Gegenwind und referiert die Argumente der Redner. Das waren Matthias Wilkes, ehemaliger Landrat aus dem Odenwald, Ferdinand Graf Spiegel, früherer Mitarbeiter der US-amerikanische Mega-Bank  J.P. Morgan, Harry Neumann, Bundesvorsitzender der Naturschutzinitiative, Georg Etscheit, Journalist und Buchautor, und Dr.-Ing. Detlef Ahlborn, Mitglied des Bundesvorstands des Vereins „Vernunftkraft“. Der Beitrag schätzt die Teilnehmerzahl auf 1.500 und erinnert daran, dass die Demo am 70. Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland stattfand.

Ein exzellenter Beitrag wird vorgelegt von Dr. Olaf Zinke, Crossmedia-Redakteur Management und Markt von agrarheute.com, der genauer hingeschaut und seine Beobachtungen gedanklich verarbeitet hat. Sein Beitrag ist deswegen so kostbar, weil er sich außerhalb der Auseinandersetzung posititoniert und um eine objektive Berichterstattung bemüht ist. Sein Beitrag trägt den Titel: „Ausbau Windenergie: Warum Naturschützer dagegen sind“ und beginnt mit den Worten: „Drei Viertel des Stroms soll 2030 aus erneuerbaren Energien kommen. Dafür muss die Windkraft ausgebaut werden.“ Muss?, frage ich da. Zinke konstatiert: „Nicht alle sind einverstanden.“

Ich zitiere den zentralen Absatz des Artikels, der in seiner Gesamtheit unbedingt lesenswert ist und der insofern historische Bedeutung hat, als er eines der wenigen Zeugnisse von dem, was sich am 23. Mai 2019 in Berlin ereignet hat, ist: „Um einen Anteil der Erneuerbaren von 65 Prozent bis 2030 zu erreichen, müssen auch die Windparks weiter ausgebaut werden. Und dies soll offenbar auch auf Standorten und in Regionen geschehen die dafür nur bedingt geeignet sind. Dagegen formiert sich massiver Widerstand in den betroffenen Regionen. Das zeigte eine Demo gegen den Ausbau von Windparks des Aktions-Bündnisses ‚Pro Natur‘ am 23. Mai in Berlin.“

Dr. Olaf Zinke hält fest, dass „offenbar“ nicht alle Standorte für den Windkraftausbau geeignet sind und dass es „ein massiver Widerstand“ war, der in Berlin sichtbar geworden ist. Sachlich und unbeteiligt referiert er den gescheiterten Versuch der UmweltvereinigungInitiative Hoher Odenwald – Verein für Landschaftsschutz und Erhalt der Artenvielfalt“ (IHO), die Bebauung am Eiterbachtal in einem Eilverfahren vor dem Landgericht Kassel zu stoppen: „Das Verwaltungsgerichtshofs stellte fest: ‚dass die Windräder weder gegen das Artenschutzrecht, noch gegen das Immissionsschutzrecht oder das Wasserrecht verstoßen‘. Während verschiedene regionale Umwelt- und Naturschutzverbände das Projekt mit aller Kraft bekämpfen, unterstützt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die hessische Regierungskoalition aus Grünen und CDU das Projekt. Nun haben die Gegner gegen den weiteren Ausbau der Windparks in Berlin demonstriert.“

Ein Reporter, der sich an den Ort eines Geschehens gibt, das Ausdruck einer neuen Tendenz der gesellschaftlichen Entwicklung ist, der seine Beobachtungen festhält, der die Motive der handelnden Personen und die Hintergründe recherchiert, der sich um eine unbeteiligte, auf Objektivität abzielende Wiedergabe bemüht – eigentlich nichts Besonderes, sondern alltäglicher Journalismus. So sollte es jedenfalls immer sein. Angesichts dessen, dass die sogenannten Leitmedien „Spiegel“ und „Süddeutsche“ in der Berichterstattung über den Windkraftausbau und den Widerstand, auf den er in der betroffenen ländlichen Bevölkerung stößt, versagen und statt Berichterstattung Propaganda darbieten, ist dieser im Grunde ganz normale Beitrag beinahe revolutionär und subversiv.

Dasselbe journalistische Ethos charkterisiert auch den lesenswerten Beitrag „Darum zahlen deutsche Landwirte die höchsten Strompreise Europas“ von demselben Autor.

https://www.change.org/p/f%C3%BCr-landwirtschaft-und-umwelt-mecklenburg-vorpommern-retten-sie-den-rotmilan-und-andere-von-der-ausrottung-bedrohte-arten-0dab0be9-2465-4cbe-93f0-84b5430b0d8f

Werbung
Standard

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s