Ukraine: Kollaboration mit dem Faschismus als Therapie traumatischer Erfahrungen

Oder wie man den Nationalsozialismus allmählich weißwäscht

Grzegorz Rossoliński-Liebe entschuldigt den Traditionsbezug sich für die Demokratie einsetzender Ukrainer zum Faschismus mit deren Unkenntnis der Geschichte:

„Während der Majdan-Proteste 2013 und 2014 in Kiew wurde Bandera nicht nur von nationalistischen, sondern auch von sich für die Demokratie einsetzenden Ukrainern als Identifikationsfigur genutzt. Seine politischen Ansichten und ideologischen Einstellungen sowie seine Rolle als der Prowidnyk einer Bewegung, die einen faschistischen Staat proklamierte, ihn von Juden, Polen und Russen säubern und mit Hitler, Mussolini, Franco und Pavelić kollaborieren wollte, sind vor allem in der Westukraine und der ukrainischen Diaspora bis heute weitestgehend unbekannt.“ (https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/stepan_bandera_und_die_gespaltene_erinnerung_an_die_gewalt_in_der_ukraine?nav_id=10282&language=en)

Ist es denn möglich, dass sich jemand in eine Tradition stellt, die er gar nicht kennt?

Der Rothe Baron beurteilt den Traditionsbezug sich für die Demokratie einsetzender Ukrainer zum Faschismus „angemessen“ mit ihrer selektiven Wahrnehmung der Geschichte und mit ihren willkürlichen Akzentsetzungen in der Geschichtsbetrachtung:

„Dennoch muss man die historischen Hintergründe im Auge behalten, wenn von ukrainischer Kollaboration mit den Nationalsozialisten die Rede ist. Dies gilt schließlich auch, wenn man die teilweise Bezugnahme auf Stepan Bandera im Umfeld der Maidan-Bewegung angemessen beurteilen möchte. Im Vordergrund standen dabei nicht die von Bandera vertretenen Ideen, sondern die Verfolgung, der er selbst und seine Mitstreiter – als lebende Symbole ukrainischer Unabhängigkeitsbestrebungen – in der Sowjetunion der Nachkriegszeit ausgesetzt waren. Erst diese Verfolgung machte Bandera – er wurde 1959 im Münchner Exil von einem KGB-Agenten 6 ermordet – zu einem Symbol der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung.“ (https://rotherbaron.files.wordpress.com/2022/03/ukraine-glossar-1.pdf)

Grzegorz Rossoliński-Liebe kritisiert, dass der ukrainische Staat die Beteiligung ukrainischer Nationalisten am Holocaust und die Massaker an der polnischen Zivilbevölkerung in Wolhynien und Ostgalizien nicht thematisiert:

„Auf den jährlichen Gedenkveranstaltungen wurde die Beteiligung ukrainischer Nationalisten am Holocaust und die Massaker an der polnischen Zivilbevölkerung in Wolhynien und Ostgalizien nie thematisiert. Im Gegensatz wurde der Terror des NKWD lebhaft erinnert. Ebenso populär waren Erzählungen über die große Hungersnot, die sich 1932 und 1933 in der sowjetischen Ukraine ereignet hatte und der zwischen drei und vier Millionen Ukrainer zum Opfer gefallen waren. Narrative wie diese dienten vorrangig dazu, die OUN-Kollaboration im Holocaust mit der Darstellung des Leidens der ukrainischen Bevölkerung zu verschleiern. So behaupteten etwa Veteranen der Bewegung nach der Ausstrahlung der Fernsehserie ‚Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiss‘ 1978 in zahlreichen Publikationen, dass durch die Hungersnot mindestens 6 Millionen Ukrainer durch Stalin und seine jüdischen Kommissare ermordet worden seien. Sie spielten bewusst auf die Zahl 6 Millionen an, um den Holocaust zu relativierten und die Leiden der ukrainischen Bevölkerung in den Vordergrund zu rücken. Einige Autoren behaupteten sogar, dass in der Hungersnot 10 bis 15 Millionen Ukrainer ermordet wurden.“ (https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/stepan_bandera_und_die_gespaltene_erinnerung_an_die_gewalt_in_der_ukraine?nav_id=10282&language=en)

Dagegen erwähnt der Rothe Baron die Beteiligung ukrainischer Nationalisten am Holocaust und die Massaker an der polnischen Zivilbevölkerung in Wolhynien und Ostgalizien überhaupt nicht.

Grzegorz Rossoliński-Liebe, der, wie oben zitiert, behauptet, dass die Verbrechen der ukrainischen Nationalisten „in der Westukraine und der ukrainischen Diaspora bis heute weitestgehend unbekannt“ wären, legt im selben Text dar, dass „fast jede Familie in der Westukraine“ Opfer dieser Verbrechen war:

„Nach sowjetischen Angaben wurden in der Westukraine unter anderem wegen des Verdachts einer Zusammenarbeit mit der OUN-UPA 153.000 Personen ermordet, 134.000 verhaftet und 203.000 deportiert. Ukrainische Nationalisten ermordeten bis 1953 20.000 Zivilisten und 10.000 NKWD-Mitarbeiter bzw. Angestellte des sowjetischen Verwaltungsapparats. Fast jede Familie in der Westukraine erlitt Verluste in dem äußerst brutalen Konflikt, den Bandera aus München unterstützte und politisch für sich nutzte.“ (https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/stepan_bandera_und_die_gespaltene_erinnerung_an_die_gewalt_in_der_ukraine?nav_id=10282&language=en)

Der Rothe Baron relativiert die Kollaboration der ukrainischen Nationalisten mit dem Hitlerfaschismus, inklusive ihrer Beteiligung am Holocaust, durch den Holomodor. Er nennt die Kollaboration mit dem Faschismus „Kooperation“ und deutet und rechtfertigt sie als Bemühung der Verarbeitung traumatischer Erfahrungen:

„Es gab unter der nationalsozialistischen Herrschaft ukrainische Kollaborateure. Die gab es jedoch auch in anderen Ländern. Im speziellen Fall der Ukraine muss die Kollaboration zudem vor dem Hintergrund des ‚Holodomor‘ (Mord durch Hunger) gesehen werden. Dabei wurden Anfang der 1930er Jahre mehrere Millionen Ukrainer im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft bewusst dem Hungertod preisgegeben. Teile der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung um Stepan Bandera wollten angesichts dieser traumatischen Erfahrung die sowjetische Fremdherrschaft durch eine Kooperation mit den Nationalsozialisten abschütteln.“ (https://rotherbaron.files.wordpress.com/2022/03/ukraine-glossar-1.pdf)

So wird die Geschichte mehr und mehr zugunsten eines Gut-Böse-Schemas vereinseitigt und vereindeutigt. Es wird mit zwei Maßstäben gemessen. Der Zweck heiligt die Mittel. Kollektive Verbrechen werden relativiert, indem das eine kollektive Verbrechen durch das andere gerechtfertigt wird. Der Holocaust wird, wenn er nicht ins Bild passt, unter den Tisch fallen gelassen. Die Kollaboration mit dem Faschismus wird verständnisvoll erklärt. Der Holocaust wird relativiert. Der Faschismus wird hoffähig.

Nachbemerkung

Der russische Angriff auf die Ukraine lässt sich durch Verbrechen der ukrainischen Nationalisten ebenso wenig rechtfertigen wie diese Verbrechen durch den russischen Angriff. Die militärische Intervention der NATO in den russisch-ukrainischen Krieg würde nicht zu dessen Beendigung, sondern zu seiner Ausweitung, Intensivierung und Verlängerung führen.

Lemberger Pogrom, Anfang Juli 1941 (Quelle: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/stepan_bandera_und_die_gespaltene_erinnerung_an_die_gewalt_in_der_ukraine?nav_id=10282&language=en, Screenshot)

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